Ursachen einer Hashimoto Thyreoiditis
Die Hashimoto Thyreoiditis ist eine Störung des Immunsystems und gehört zu den häufigsten Autoimmunerkrankungen.
Autoimmunerkankungen entstehen wenn das Immunsystem aus dem Gleichgewicht geraten ist und so durch einen Fehler der Körperabwehr.
Normalerweise wird das Immunsystem immer dann aktiv, wenn schädliche Bakterien oder Viren in den Organismus gelangen und bekämpft werden müssen. Der Körper bildet Antikörper gegen die Eindringlinge, um sie unschädlich zu machen. Das Abwehrsystem tritt außerdem in Aktion, wenn einzelne Körperzellen infiziert oder stark geschädigt sind, und deshalb beseitigt werden sollen.
Bei einer Autoimmunkrankheit attackiert der Organismus jedoch plötzlich gesundes körpereigenes Gewebe, im Falle der Hashimoto Thyreoiditis das der Schilddrüse. Wie es zu diesem Fehler kommt, ist nicht genau bekannt. Experten vermuten, dass eine bakterielle oder virale Infektion die fatale Autoimmunreaktion in Gang setzt.
Genaue Auslöser sind unbekannt.
Nach neuesten Erkenntnissen (Alession Fasano) bedarf es der folgenden drei Faktoren, damit es zu einem Autoimmunprozess kommen kann.
1. Genetische Prädisposition
2. Antigenexposition (der Auslöser)
3. Durchlässigkeit des Darms (Leaky-Gut-Syndrom)
Sicher ist, dass eine gewisse Neigung zur Hashimoto Thyreoiditis bereits in den Genen steckt. Verwandte von Menschen mit der Schilddrüsenkrankheit sind häufiger betroffen als der Bevölkerungsdurchschnitt. Die Störung wird aber nicht direkt „weitervererbt“.
Dann kommt der Auslöser ins Spiel. Hier ist es wichtig den richtigen Auslöser zu identifizieren. Siehe hier auch „Stärkung und Gleichgewicht des Immunsystems“ sowie „Fokus Autoimmunerkrankung„.
Durch die Durchkässigkeit des Darms (Leaky-Gut-Syndrom) entsteht ein Ungleichgewicht im Immunsystem, in dessen Folge der Körper nicht mehr in der Lage ist, körpereigene Zellen von fremden Eindringlingen zu differenzieren.
Potentielle Auslöser einer Hashimoto Thyreoiditis
Folgende weitere Faktoren stehen wegen ihren Auswirkungen auf das Immunsystems in Verdacht, Auslöser einer Hashimoto Thyreoiditis zu sein. In der Medizin sind folgende Faktoren bekannt, die zu einem Entstehen bzw. Ausbruch einer Hashimoto-Thyreoiditis führen können:
- Darmbeschwerden und Unverträglichkeiten (Glutensenitivität, Histaminintoleranz, Candida, LeakyGut, allgemeine Schleimhautreizungen im Darm etc.)
- genetische Vorbelastung
- Rauchen
- Zufuhr hoher Dosen von Jod: jodhaltige Ernährung, jodhaltige Medikamente
- hormonelle Sonder-Situation meist mit hohen Östrogen- aber niedrigen Progesteronspiegel: Pubertät, Schwangerschaft, häufig nach Entbindung, Stillzeit, seltener während Pilleneinnahme, häufiger nach Absetzen der Pille, Prämenopause, Hormonsubstitution in Menopause
- chronische Infekte
- Virusinfektionen (Pfeiffersches-Drüsenfieber, Gürtelrose, EBV, Mumps, Röteln, Herpes u.a.)
- dauerhafte schlechte Ernährung (Fast Food) und Mangel an Nährstoffen wie Vitamin D, Folsäure, Selen, Omega-3-Fettsäuren,B-Vitaminen,Zink,Eisen
- Stress (Beziehung, Familie, Arbeit, Finanzen u.a.)
- persönliche Krisen und seelische Belastungen
Meistens liegt die Ursache der Hashimoto in einer Kombination aus den oben genannten Punkten.
Bei etwa 25% der Hashimoto-Patienten treten zusätzlich weitere Begleiterkrankungen auf, wie z.B. Nebennierenschwäche (Adrenal Fatigue), Weißfleckenkrankheit (Vitiligo), Zuckerkrankheit (Diabetes), Rheumatische Erkrankungen, Zöliakie (Glutenunverträglichkeit), Chronische Hepatitis, Morbus Crohn (entzündliche Darmerkrankung) usw.
Erbanlagen und Umweltfaktoren
Eine Autoimmunerkrankung wird durch bestimmte Auslöser wie Stress, Schwangerschaft oder Infektionen nur bei den Personen ausbrechen, die eine genetische Veranlagung dafür aufweisen. So scheint es immer eine Kombination aus angeborener Empfänglichkeit und bestimmten Umwelteinflüssen zu sein.
Wann genau und warum es dann zu einer Erkrankung kommt, ist nach wie vor unklar. Bekannt ist allerdings, dass auch bestimmte Erreger eine Autoimmunerkrankung auslösen können, nämlich dann, wenn ihre Oberfläche der Struktur körpereigener Zellen sehr stark ähnelt. Bildet das Immunsystem nun Antikörper gegen den Keim, attackieren diese auch das ähnliche körpereigene Gewebe.
Wieweit der psychische Aspekt nicht nur bei der Bewältigung und dem Verlauf , sondern auch bei der Entstehung der Krankheit eine Rolle spielt, darüber sind die Meinungen geteilt.
Zwangsjodierung
Große Mengen Jod können die Krankheit offenbar verschlechtern oder vorzeitig zum Ausbruch bringen, wenn bereits eine entsprechende Veranlagung besteht. Patienten, die an der Schilddrüsenentzündung leiden, oder nahe Verwandte mit Thyreoiditis haben, sollten sich deshalb am besten vom Arzt oder Apotheker beraten lassen, bevor sie zu zusätzlichem Jod in Form von Nahrungsergänzungsmitteln greifen. Der normale Jodgehalt in der täglichen Nahrung stellt laut Experten kein Problem dar.
Gluten und Hashimoto Thyreoiditis
Wie bereits beschrieben, gehören zu den wichtigsten Aufgaben des Immunsystems, den Körper vor fremden Eindringlingen zu schützen. Es kann vorkommen, dass das Immunsystem in einem häufig gegessen Nahrungsmittel den „Feind“ sieht und so Ursache der Hashimoto ist. Dies entsteht meist, wenn der Darm nicht in Ordnung ist und durch ein so genanntes „Leaky-Gut“-Syndrom Fremdkörper in den Körper gelangen und eine Autoimmunreaktion auslösen.
So wird insbesondere das im Weizen enthaltende Kleberprotein Gluten als möglicher Auslöser für die Entstehung der Hashimoto-Thyreoiditis in Betracht gezogen. Gluten kommt nicht nur in Weizen sondern auch in anderen Getreiden wie Dinkel, Kamut, Roggen und Gerste vor. Gluten ist eigentlich nicht der treffende Begriff, das es der Gliadinanteil im Gluten ist, der die Autoimmunreaktion auslöst. Gluten ist allerdings ein geläufiger Begriff und so verwende ich diesen einfachhalber. Viele Studien sehen einen engen Zusammenhang zwischen Gluten und Hashimoto Thyreoiditis. Die Molekularstruktur des Glutens, insbesondere des Gliadins, ist der Schilddrüse sehr ähnlich. So könnte die Autoimmunreaktion durch eine Verwechslung ausgelöst worden sein. Wenn Gliadin aufgrund von einer verletzten Schutzbarriere des Darms in die Blutbahn gelangt, reagiert das Immunsystem mit Zerstörung und bildet Antikörper. Diese Antikörper, die sich eigentlich gegen das Gliadin richten, können auch dazu führen, dass der Körper Schilddrüsengewebe angreift.
Jedes Mal wenn nicht verdautes Gluten in den Blutkreislauf gelangt, wird es vom Immunsystem zerstört und es so entfernt wird. Denn es gehört dort ja eigentlich gar nicht hin, findet aber eben seinen Weg durch eine Barrierestörung der Darmschleimhaut in den Körper.
Es ist unzweifelhaft, dass Gluten bei dazu veranlagten Menschen eine sogenannte Zöliakie auslösen kann. Diese Autoimmunerkrankung des Dünndarmes kann auch als Begleiterkrankung bei Hashimoto Thyreoiditis vorkommen. Ich empfehle deshalb immer von Zöliakie Betroffene auch auf Hashimoto Thyreoiditis testen zu lassen.
Bisher konnte zwar kein sicherer Zusammenhang zwischen dem Konsum von Gluten und autoimmunbedingten Schilddrüsenerkrankungen gefunden werden,dennoch bemerken viele Patienten nach Einschränkung des Glutenkonsums einen deutlichen Rückgang ihrer Symptome.
Wenn es sich hierbei auch nicht um eine komplette Glutenunverträglichkeit wie bei Zöliakie handelt, gehen wir bei Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis zumindest von einer potentiellen Glutenempfindlichkeit (Glutensensivität) aus.
Ich empfehle deshalb den Patienten mit Symptomen einige Wochen probeweise auf eine glutenfreie Ernährung umzustellen. Hierzu habe ich das Soforthilfe-Programm entwickelt, welches nicht nur glutenfrei, sondern auch laktosefrei ist. Der Fokus liegt hier den Darm wieder zu stärken, so dass die Darmschleimhaut resistent genug ist und kein Gluten oder andere Nahrungsmittel in den Blutstrom eindringen können.
Nach dieser Eliminationsphase von mind. 21 Tagen kann glutenhaltige Nahrung wieder eingeführt werden. Sind dann negative Symptome zu beobachten, ist es für eine reduzierte Autoimmunreaktion und zur Erhaltung der Schilddrüse notwendig, auf Gluten zu verzichten.
Östrogenschwankungen
Östrogenschwankungen können eine weitere Ursache der Hashimoto Thyreoiditis sein, wenn andere Risikofaktoren wie eine genetische Prädisposition und Probleme mit der Immunregulierung vorliegen.
Bei einigen Frauen wird durch die extremen Veränderungen im Hormon- und Immunsystem nach einer Schwangerschaft aufgrund der Östrogenschwankungen eine Hashimoto Thyreoiditis ausgelöst. Auch die Zeit kurz vor den Wechseljahren, die sogenannte Perimenopause, ist wegen den Östrogenschwankungen eine sensible Phase. Dies kann dann auch zu Fehleinschätzungen kommen, da die Symptome der Hashimoto denjenigen der Wechseljahren sehr ähnlich sind. Wenn Schilddrüsengewebe durch einen Autoimmunangriff zerstört wird, gelangen übermäßig viele Schilddrüsenhormone ins Blut, erhöhen den Stoffwechsel und produzieren so Symptome wie Hitzewallungen, Nervösität, Schlafstörungen und Reizbarkeit, die für Anzeichen der Wechseljahre gedeutet werden können.
Insulinresistenz und polyzystisches Ovarialsyndrom
Studien zeigen, dass das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) eine Ursache für Hashimoto Thyreoiditis sein kann.
PCOS ist eine sehr häufig auftretende endokrinologische Erkrankung und betrifft etwa 1 Million Frauen in Deutschland. Schätzungsweise sind 4 bis 10 Prozent der mensutrierenden Frauen betroffen und zumeist die häufigste Ursache für Unfruchtbarkeit.
Zu den Symptomen gehören Gewichtszunahme, Hirsutismus, Müdigkeit nach dem Essen, Akne, Zyklusstörungen und Verlangen nach Zucker. In den meisten Fällen finden sich auch die typischen, namensgebenden Zysten an den Eierstöcken (Ovarien), die oft die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
Im Blutbild lässt sich PCOS an den Mustern der Insulinresistenz erkennen, zu dem ein Nüchternzucker über 100 sowie erhöhte Tryglycerid- und Cholesterinewerte gehören. Insbesondere sind oft die Tryglyceridwerte höher als die Cholesterinwerte. Die Insulinresistenz – hier werden die Körperzellen aufgrund einer kohlenhydratreichen Ernährung gegenüber Insulin resistent – führt zu einer Überproduktion von Testosteron und so zu Zysten an den Eierstöcken. Die Insulinresistenz fördert Entzündungen und Probleme mit dem Immunsystem, was zur Ausprägung einer Autoimmerkrankung prädisponiert. Die Kombination all dieser Faktoren kann eine Ursache für das Auslösen der Hashimoto Thyreoiditis sein.
Chronische Entzündungen, Infektionen und Viren
Viele Menschen leiden unter Probleme im Verdauungstrakt. Denk doch nur, an die vielen Werbespots im Fernsehen für Verdauungshilfen und die Unsummen für frei verkäufliche Säureblocker (Antazida), Abführmittel (Laxantien) und Durchfallmittel ausgegeben werden. Eine Barrierestörung der Darmschleimheit, Verdauungsprobleme sowie Infektionen mit Bakterien und Parasiten sind häufige Erkrankungen in diesem Bereich und können zu einer Ausprägung einer Autoimmunerkrankung führen. Bei einem durch Entzündungen angegriffenen Darm kommt es zu chronischen Immun- und Stressreaktionen. Genau wie bei einer Glutenintoleranz können chronische Stressfaktoren, die auf das Immunsystem einwirken, zu Fehlfunktionen führen und eine Autoimmunreaktion auslösen. Andere Immunstress-Faktoren sind chronisch virale Belastungen wie Hepatitis C, Epstein-Barr. Lyme-Borreliose und Schimmelpilzinfektionen. Liegen solche Immunstress-Faktoren vor, sollte ihnen bei der Behandlung der Autoimmunerkrankung höchste Priorität eingeräumt werden.
Umweltgifte und Toxine
Eine chronische Belastung des Immunsystems kann auch durch giftige Chemikalien und Metalle in unserer Umwelt verursacht werden . Wir leiden alle in einem gewissen Maß unter giftigen Schwermetallen und Umweltverschmutzung, doch bei manchen Menschen greift das Immunsystem diese Gifte an. Die Belastung durch Toxine kann eine Rolle bei der Entstehung einer Autoimmunerkankung der Schilddrüse spielen.