Schilddrüsenhormone und Wiederherstellung gesunder Schilddrüsenhormonwerte
Jede große Reise beginnt mit dem ersten Schritt. (Chinesisches Sprichwort). Die Optimierung der Medikation ist der erste Schritt, dass es dir mit Hashimoto wieder gut geht und du dich wohlfühlen kannst.
Wie kann ich die Symptome der Schilddrüsenunterfunktion behandeln?
Schwerpunkt der hormonellen Therapie ist der Hormonersatz.
Wie oft muss ich meine Blutwerte kontrollieren lassen?
Welche Möglichkeiten der Medikation gibt es?
Welche Dosis muss ich einnehmen?
Welche Probleme gibt es bei der Einstellung mit Schilddrüsenhormonen?
Die Einstellung der richtigen Dosis kann in einigen Fällen problematisch sein. Einige typische Probleme sind nachfolgend aufgeführt.
Anfängliche Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion
Bei einer vorher länger bestehenden Unterfunktion wird die Behandlung meist mit einer niedrigen Hormondosierung begonnen. Weil der Körper sich mitunter an die vorher niedrige Hormonmengen „gewöhnt“ hat, kann es bei jeder Dosissteigerung anfänglich zu Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion kommen. Diese sollten nach ein paar Tagen bis zu zwei Wochen jedoch wieder abklingen.
Die Dosis der Schilddrüsenhormone sollte dann langsam und in kleinen Schritten gesteigert werden. In einigen Fällen können bereits Steigerungen von 25mcg zu hoch sein. Dann sollte die Dosissteigerung in noch kleineren Schritten erfolgen, z.b. in 5mcg. Bei guter Verträglichkeit kann jedoch auch schneller gesteigert werden.
Anfängliche Symptome der Schilddrüsenunterfunktion
In seltenen Fällen kann es mit Beginn der Hormoneinnahme zu einer Verstärkung der Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion kommen. Mit ansteigender Hormondosis und allmählichen Erreichen der notwendigen Hormersatzdosis verschwinden die Symptome.
Verzögert einsetzende Unterfunktionssymptome
Viele Betroffene berichten, dass sich nach Beginn der Hormontherapie die Symptome zunächst besserten, um dann nach einigen Wochen erneut aufzutreten. Wenn sich bei dir nach einer Steigerung und vorübergehenden Besserung erneut Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Gewichtszunahme und andere Symptome der Unterfunktion einstellt, ist die Dosis noch nicht ausreichend. Die Dosis soll dann in weiteren kleinen Schritten gesteigert werden, bis du dich wohl fühlst. Schnelles Steigern ist nicht sinnvoll, da dein Körper einige Zeit braucht, um sich an die höhere Hormondosis zu gewöhnen. Warte mit einer Steigerung mindestens zwei Wochen, besser vier bis sechs Wochen.
Was ist die richtige Hormondosis?
Du hast die richtige Hormoneinstellung gefunden, wenn keine Unter- oder Überfunktionssymptome mehr auftreten. Es ist wichtig, dass du dir für die Hormoneinstellung ausreichend Zeit nimmst. Es braucht nicht selten ein bis drei Monate, bis sich dein Körper an eine neue Dosierung gewöhnt hat. Bitte habe Geduld. Eine rasche Einstellung innerhalb weniger Tage kann nicht gelingen.
Was mache ich bei einer Umwandlungsstörung T4 zu T3?
Bei einigen Erkrankten kann die Umwandlung von T4 on das wirksame Hormon T3 behindert sein. Hinweis für so eine Umwandlungsstörung kann ein zu niedriges fT3 sein. Hierbei muss der fT3-Wert nicht immer unterhalb der Normwerte liegen. Auch ein relativ niedriges, aber noch in der Norm liegendes fT3 bei relativ hohem, aber noch normalem fT4 kann ein Hinweis auf eine Umwandlungsstörung sein. Gelegentlich spiegelt sich die im Gewebe bestehende Umwandlungsstörung allerdings nicht in den Blutwerten wieder.
Symptome, die auf eine Umwandlungsstörung hinweisen könnten, sind Konzentrationsschwierigkeiten, depressive Verstimmung, Müdigkeit, Muskelschmerzen und eine übermäßige Gewichtszunahme, trotz normaler Hormonspiegel in den Blutanalysen. Auch durch eine Dosissteigerung von T4 ist in diesen Fällen oft keine Besserung zu erzielen.
Was sind mögliche Ursachen für eine Umwandlungsstörung?
Ein Faktor ist hohes Cortisol bzw. Stress verschiedener Ursachen. Bekannt ist, dass die Umwandlung von T4 in T3 durch verschiedene, den Körper belastende Stressfaktoren wie Unfälle, Operationen, schwere Krankheiten oder Crash-Diäten gehemmt wird. Als Ursache dafür gilt die Beobachtung, dass Stress die Nebennieren zu einer vermehrten Cortisolproduktion anregt. Bei Stressbelastungen wird nämlich T4 in reverses T3 anstatt aktives T3 umgewandelt. Doch rT3 ist inaktiv, wenn auch mit fT3 verwandt. Es handelt sich jedoch um eine Art „Blindgänger“, der Platz wegnimmt.
Die Enzyme der Umwandlung brauchen zum Funktionieren ausreichend Selen, Eisen und Zink, so dass zunächst ein Mangel daran behoben werden sollte. Auch ein Magnesiummangel kann die Umwandlung behindern. Zusätzlich kann durch den Wegfall der direkten Eigenproduktion von aktivem T3 (ca. 20%) in der Schilddrüse ein Mangel entstehen. Sollte durch die autoimmune Zerstörung die Schilddrüse selbst kein T3 mehr produzieren, ist nicht geklärt ob dies durch eine verstärkte Ausschüttung von T4 und Umwandlung im Körper ausgeglichen wird.
Welche Möglichkeiten bestehen die Umwandlungsstörung zu behandeln?
L-Thyroxin und Selen
Zur Behandlung einer Umwandlungsstörung sollte zunächst ein Versuch mit L-Thyroxin und 200mg Selen unternommen werden. Die Umwandlung v on T4 zu T3 kann nur gelingen, wenn im Körper ausreichend Selen vorhanden ist. Deutschland gilt als Selenmangelgebiet. Insbesondere Veganer und Vegetarier können einen Selenmangel entwickeln. Vielfach spüren Betroffene unter Zufuhr von Selen 200mg täglich eine deutliche Besserung der Symptome.
Zusätzlich sollten wie erwähnt auch die anderen Speicher aufgefüllt werden: Ferritin, Zink, Vitamin D, Vitamin B12 und Magnesium.
Hormonersatz durch ein Kombinationspräparat T3/T4
Wenn dauerhaft die Symptome einer Unterfunktion bestehen bleiben und auch durch die kombinierte Einnahme T4 mit Selen keine Besserung zu erzielen ist, kann der Einsatz eines Kombinationspräparates T3/T4 sinnvoll sein. Die Konzentrationsfähigkeit kann bei zusätzlicher T3-Einnahme zunehmen. Die von vielen beklagte Müdigkeit und die unverhältnismäßige Gewichtszunahme können sich unter zusätzlicher T3-Gabe zurückbilden und auch die depressive Verstimmung und Muskelschmerzen können verschwinden. Als Anhaltspunkt für die Dosierung von T3 kann gelten, dass die normale Schilddrüse T4 und T3 im Verhältnis von etwa 10:1 ausschüttet. Einige Hashimoto-Betroffene kommen bei Einname von T3/T4 Präparaten jedoch besser mit einem Verhältnis von 10:2 zurecht.
Auch bei Einname von zusätzlichem T3 empfiehlt es sich, langsam mit einer kleinen Dosis zu beginnen (5-10mcg). Eine zu hohe Dosis führt wegen möglicher Überfunktionssymptome fast immer zum Abbruch der Einnahme von T3/T4.
Die bisher eingenommene T4 Dosis muss bei einem Wechsel auf T3/T4 meist um 25mcg reduziert werden.
Zu Beginn der Einnahme können einige Tage Kopfschmerzen, vermehrtes Schwitzen und Herzklopfen auftreten. Diese Symptome einer Überfunktion sollten aber nach zwei bis drei Wochen verschwunden sein, wenn sich dein Körper an das zusätzliche T3 gewöhnt hat.
Reduzierung von Stress und Überprüfung der Nebennieren
Durch eine Änderung der Lebensweise und eine bewusste Entschleunigung werden die Nebennieren entlastet und weniger Cortisol ausgeschüttet. Dadurch wird wieder anstelle des rT3 mehr freies, aktives T3 erzeugt. Wichtig ist in jedem Fall zu Überprüfen ob die Nebennieren noch ordnungsgemäß arbeiten.
Muss ich Schilddrüsenhormone „lebenslänglich“ einnehmen?
Schilddrüsenhormone sind ein sehr effektives Hilfsmittel, die eingeschränkte Schilddrüsenfunktion zu unterstützen, während wir uns zusätzlich um die Beseitigung der Auslöser kümmern, die zur Autoimmunerkrankung geführt haben.
Trotz der Spontanheilungsquote von 20 Prozent sagen die meisten Ärzte ihren Patienten, dass die Schilddrüsenhormone lebenslang erforderlich sind.
Böse Zungen behaupten, dass es einfacher und auch billiger ist, den Betroffenen lebenslang mit Medikamenten zu füttern anstatt tiefergehende Untersuchungen zu veranlassen, die ermöglichen die Medikation zu reduzieren.
Veränderungen der Lebensweise können auch zu einem Rückgang des Autoimmunprozesses beitragen und so zu einer geringeren Schilddrüsenmedikation führen und weitere Erkrankungen verhindern. Du kannst dich wieder wohlfühlen!
Ich verstehe, wenn du dich ganz generell gegen die Einnahme von Hormonen sträubst. Aber ich bitte dich, dies als ein Instrument in deinem „Werkzeugkasten“ gegen die Hashimoto Thyreoiditis zu betrachten. Wir benutzen die Schilddrüsenhormone solange, bis wir die anderen Baustellen beseitigt haben. Betrachte die Medikamenteneinnahme nicht als lebenslänglich. In den Fällen, wenn die Krankheit früh entdeckt wird und rechtzeitig die „Löcher“ gestopft werden, die für die autoimmune Zerstörung der Schilddrüse mitverantwortlich sind, können die Medikamente wieder abgesetzt werden. Ist aber dein TSH-Wert dauerhaft erhöht, kann sich dies negativ auf die Heilung, ihr Wohlbefinden und den ganzen Körper auswirken. So profitierst du auf jeden Fall bei einem erhöhten TSH und/oder Symptomen einer Schildrüsenunterfunktion von der richtig dosierten Einnahme von Schilddrüsenhormonen.
Wie kann ich die Medikamente absetzen?
Wer bereits Schilddrüsenhormone einnimmt, darf sie niemals abrupt absetzen, denn das kann zu gravierenden Schilddrüsenunterfunktions-Symptomen sowie einem raschen TSH-Anstieg und einer weiteren Zerstörung der Schilddrüse führen. Ein allmähliches Ausschleichen ist notwendig und sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.